Kaan Ege Önal, geboren 1996 in Kütahya, Türkei, wuchs in einer Familie von Künstlern auf, deren Leidenschaft für das traditionelle türkische Kunsthandwerk seine eigene künstlerische Entwicklung maßgeblich beeinflusste. Schon als Kind verbrachte er viel Zeit im Keramikatelier seines Vaters oder im Porzellanmalerei-Atelier seiner Mutter, die die von seinem Vater gefertigten Keramiken mit traditionellen türkischen Motiven verzierte. Diese früh gelebte Nähe zu traditionellem Handwerk und ästhetischem Denken prägt seine künstlerische Sensibilität bis heute.
2010 begann seine formelle künstlerische Ausbildung am Gymnasium für bildende Künste, das er 2014 erfolgreich abschloss. Anschließend vertiefte er sein Studium der Malerei an der Universität Mersin, wo er seinen Bachelor of Arts erwarb. 2017 zog er nach Deutschland, um seine künstlerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und eine neue Perspektive zu gewinnen. Seit 2022 stellt Önal seine Werke in zahlreichen deutschen Städten aus und hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten.
Lange Zeit war seine Kunst laut. Sie war direkt, konfrontativ, politisch. Önal beschäftigte sich mit Ungleichheiten, mit Spannungen, mit dem, was wir gerne übersehen. Es war sein Weg, zu verstehen, was um ihn herum geschieht – und die Welt ein Stück weit spürbarer zu machen.
Doch irgendwann 2024 begann er, in eine andere Richtung zu schauen: nach innen. Es war kein Bruch, sondern ein Weitergehen. Er wollte verstehen, was ihn trägt, was ihn geformt hat. Seine Wurzeln, seine Erinnerungen, seine Identität – all das, was ihn leise begleitet, seit er denken kann.
Heute interessiert ihn besonders die Beziehung zwischen Mensch und Kultur. Wie wir geprägt sind – bewusst oder unbewusst. Wie sich unsere Geschichte in Symbolen, Farben, Gesten spiegelt. Er arbeitet mit traditionellen Motiven aus unterschiedlichen Kulturen und verbindet sie mit figürlichen Darstellungen. Nicht, um etwas „Authentisches“ zu zeigen – sondern um das Gemeinsame zu finden, das Verbindende, das, was uns über kulturelle Grenzen hinweg menschlich macht.
In seinen Bildern sucht er nach einer Sprache, die nicht laut sein muss, um gehört zu werden. Eine Sprache, die berührt, ohne zu erklären. Er glaubt, dass Kunst Räume schaffen kann, in denen Vielfalt nicht als etwas Trennendes erscheint, sondern als Reichtum. Als Einladung zum Staunen, zum Zuhören, zum Mitfühlen.
Kaan Ege Önal sieht seine Arbeit nicht als Antwort, sondern als Angebot. Ein Angebot, sich zu erinnern, sich zu verbinden – und vielleicht ein Stück von sich selbst in etwas Fremdem wiederzufinden.



